von Faisal Mahmoodi
Herat gehört zu den kultiviertesten, gebildetsten und wirtschaftlich entwickelten Provinzen Afghanistans. Die Menschen hier sind im Allgemeinen gut ausgebildet – sie respektieren die Gesetze und pflegen einen guten Lebensstil. Herat ist auch der Standort vieler Unternehmen, die in verschiedenen Branchen tätig sind und den Bewohnern der Provinz Arbeitsplätze bieten.
Wie überall in Afghanistan haben die Menschen auch hier in Herat in den vergangenen Jahrzehnten unter Bomben, Schusswaffen und Explosionen gelitten. Jetzt genießen sie gerade erst ein wenig Frieden, als vor ein paar Wochen mehrere Erdbeben die Provinz erschütterten.
Für mich ist es schmerzhaft genug, über die schreckliche Situation zu schreiben, in der sie sich befinden. Sie haben fast alles verloren haben, was sie hatten – aber das ist die Realität, der sie sich stellen müssen.
Die größten Schäden verursachten die Erdbeben in abgelegenen Gebieten fernab der Städte. An manchen Orten kann man kaum noch glauben, dass es früher einmal ein Dorf gab, da fast alle Dorfbewohner gestorben sind. Zu sehen sind nur noch Gebäuderuinen. Oft sind von ganzen Familien nur noch ein oder zwei Mitglieder übrig – vielleicht ein Kind, eine Frau, eine Schwester oder ein Großvater –, aber sie glauben immer noch an einen barmherzigen Gott und vertrauen auf seine Weisheit.
Die Menschen in den Dörfern hatten alles aufgebaut, was sie für ein einfaches Leben brauchten – einen kleinen Bauernhof, eine Solaranlage für Strom und einen Brunnen für Wasser. All dies wurde zerstört und nun fehlt sogar der Zugang zu sauberem Wasser. Daher reicht es nicht aus, den wenigen Überlebenden jeder Familie primäre Hilfe wie Nahrung, Wasser und Kleidung zu liefern. Diese Menschen haben ihre Nutztiere, ihre Arbeit und ihre Häuser verloren. Selbst die Bereitstellung von Zelten – wie es einige Organisationen getan haben – kann unzureichend sein, da auf Erdbeben häufig Stürme folgen, die die Zelte beschädigen können. Während Hilfe zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs notwendig ist, benötigen die Überlebenden daher unbedingt auch längerfristige Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Häuser, bei der Arbeitssuche und bei der Entwicklung der lokalen Wirtschaft.
Betroffen sind auch die Städte in Herat sowie die produzierenden Unternehmen und deren Arbeiter. Jeder hat Angst vor einem weiteren Erdbeben während der Arbeit – da ein solches Ereignis nicht vorhersehbar ist, macht es den Menschen das Leben besonders schwer. Die Folge ist auch, dass die meisten Unternehmen und Produktionsstätten geschlossen sind – in den Großstädten sind nur wenige Lebensmittel- und Drogerien geöffnet, und aus Angst vor weiteren Erdbeben haben viele Menschen ihre Wohnungen verlassen und leben draußen auf den Hügeln in Zelten.
Rettungsaktionen: Wenige Stunden nach dem Erdbeben trafen Menschen aus anderen Dörfern, Angehörige der in den betroffenen Dörfern lebenden Menschen, Helfer von Feuerwachen sowie von NGOs und Regierungsorganisationen in den Dörfern ein. Sie versuchten ihr Bestes, Überlebende zu finden und ihnen zu helfen, aber für viele Opfern war keine Hilfe mehr möglich.
Inzwischen haben Menschen in ganz Afghanistan begonnen, über verschiedene Organisationen Spenden für die Erbebenopfer zu sammeln. Die Sammlung umfasst Geld, Lebensmittel, Kleidung und anderen Gegenstände, die nach Herat gesandt werden.
Foto: Spendensammlung in Kabul
Originally posted 2024-03-16 14:32:42.