StayIN arbeitet an verschiedenen Projekten, die die Bildungs- und Lebenssituation afghanischer Frauen in Afghanistan verbessern sollen. ZAN (www.zanev.de) hat sehr ähnliche Ziele, wobei der Schwerpunkt anders als für StayIN auf in Deutschland lebenden afghanischen Frauen liegt. Aufgrund dieser Parallelen haben wir Stefanie Then von ZAN um ein Interview gebeten, zu dem sie sich dankenswerterweise bereiterklärt hat.
Hallo Stefanie, könntest Du – da vermutlich nicht jeder mit ZAN vertraut ist – kurz beschreiben, wer ZAN ist und wofür sich ZAN einsetzt?
ZAN ist ein afghanischer Frauenverein, der Bildung und Beratung afghanischer Frauen in Deutschland anbietet. Unsere Zielgruppe sind dabei afghanische Frauen, denen im Herkunftsland der Zugang zu Bildung verwehrt blieb. Ziel ist dabei die Arbeitsmarktintegration. Derzeit sind wir in Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz aktiv. Darüber hinaus setzen wir uns auf Länder- und Bundesebene für die Belange afghanischer Frauen in Deutschland ein.
Kannst Du kurz beschreiben, was der Hintergrund der ZAN-Mitglieder und -mitarbeiter ist?
Gründungsvorstand und seit fast 25 Jahren immer noch aktiv ist Nadia Qani-Schwarz. Sie ist 1980 aus Afghanistan geflüchtet – ohne Gepäck. Heute ist sie eine erfolgreiche Sozialunternehmerin, die seit vielen Jahren als Vorbildunternehmerin im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums als Mentorin neue Unternehmerinnen und solche, die es werden wollen, bei der Unternehmensgründung begleitet. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde ihr im Jahr 2009 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Im Verein arbeiten hauptsächlich afghanisch- und iranisch-stämmige Mitarbeiterinnen, die selbst Fluchterfahrung machen mussten.
Und was genau ist Deine Rolle bei ZAN?
Als geschäftsführender Vorstand trage ich die Gesamtverantwortung für die Geschäftstätigkeit des Vereins.
Meinem Verständnis nach liegt der Fokus von ZAN auf afghanischen Frauen, die außerhalb Afghanistans – insbesondere in Deutschland – leben. Was sind die Gründe für diese Schwerpunktsetzung?
Einerseits sind es die persönlichen Erfahrungen von Nadia Qani-Schwarz, der den Schwerpunkt setzt. Der Bedarf ist groß. Denn unter den geflüchteten Frauen sind es in der Regel die afghanischen Frauen, denen es besonders schwer haben in Deutschland Fuß zu fassen. So schaffen es gerade einmal 8% aller geflüchteten afghanischen Frauen nach fünf Jahren Aufenthalt Zugang in den deutschen Arbeitsmarkt.
Wie finanziert sich ZAN?
Wir finanzieren uns über Mittel aus dem Frankfurter Arbeitsmarktprogramm, dem Bundeskanzleramt und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, damit verbunden dem ESF+ sowie der GIZ.
Worin siehst Du bis jetzt die größten Erfolge von ZAN?
Wir konnten in den letzten sieben Jahren über 500 afghanische Frauen alphabetisieren und damit eine gute Basis für das Leben in Deutschland legen.
Und was sind die größten Schwierigkeiten bei ZANs Arbeit?
Die Finanzierung unserer Aktivitäten stellt vor größere Herausforderungen. Auf Bundesebene werden aufgrund der Haushaltslage gerade bei freiwilligen Leistungen eingespart. Für unsere Aktivitäten gibt es keine gesetzliche Grundlage, ganz im Gegensatz zu den Wohlfahrtsverbänden. Spenden sind tendenziell eher für afghanische Frauen in Afghanistan einzuwerben.
Welche Ziele hat sich ZAN für die nächsten Jahre gesetzt?
Ein Herzenswunsch unserer Gründerin ist es in Afghanistan für afghanische Frauen aktiv zu werden.
Welche Möglichkeiten gibt es für an ZAN interessierte Personen, mehr über die Organisation zu erfahren?
Weiterführende Informationen zu unseren Aktivitäten finden sich auf unserer Website www.zanev.de sowie in unserer Broschüre, die dort heruntergeladen werden kann: https://zanev.de/wp-content/uploads/2024/08/2023_ZAN_Broschuere_Digital.pdf
Vielen Dank, Stefanie!
Originally posted 2024-10-11 19:24:54.