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Reinhard Erös: einer, der Afghanistan hilft

Von Kai Pflug

Was schreibt man Interessantes über eine Person, deren Wikipedia-Eintrag gefühlt über mehrere Seiten geht (womit sich der Schreiber dieses Posts automatisch als mindestens mittelalter Buchleser outet – vermutlich macht der Hinweis auf mehrere Seiten für einen Online-Eintrag keinerlei Sinn) …

Vermutlich fängt man am besten mit ein paar Fakten an:

  • Geboren 1948
  • Zeitsoldat in der deutschen Bundeswehr von 1967-1972
  • Medizinstudium
  • 1980-2002 wiederum bei der Bundeswehr als Truppenarzt und in verschiedenen anderen Funktionen, oft in Blauhelmeinsätzen
  • Seit 1998 Aufbau der Kinderhilfe Afghanistan, die in den Ostprovinzen Afghanistans mit dem Bau von Schulen, Waisenhäusern, Krankenstationen und Ausbildungszentren humanitäre Hilfe leistet.

Um einen Mehrwert zum Wikipedia-Eintrag zu liefern, habe ich ein paar Interviews mit Herrn Erös gelesen. Hier ein paar seiner Aussagen:

„Seitdem sich die Nato unkoordiniert davongemacht hat, interessiert sich kaum einer mehr für das Land [Afghanistan]. Dabei brauchen die Menschen dringend Hilfe. Nahrung, medizinische Versorgung und Bildung oder zumindest das, was man in Afghanistan unter Bildung versteht.“

„Ich habe 1000 Fallschirmsprünge gemacht, habe mit der französischen Elitetruppe in Französisch-Guayana im Dschungel gekämpft. Das und mein Zugang zu den Taliban haben mir sehr geholfen. Die jetzigen Regierungschefs kennen mich als den, der damals als einziger Arzt im Krieg mit den Russen geholfen hat. Ich habe also die »Carte Blanche« und bisher keine Probleme.“

„Von 2001 bis 2021 kamen circa 150.000 afghanische Zivilisten ums Leben. US-Journalisten berichten, dass allein im Jahr 2011 bei Kampfhandlungen 490 Kinder getötet wurden; mehr als die Hälfte von ihnen durch US-Streitkräfte, sogenannte Kollateral-Schäden!“

„Wo ist heute die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die doch eine feministische Außenpolitik propagiert, bei der Unterstützung afghanischer Mädchen und Frauen?“

„Wenn sich die Organisationen [NGOs] nicht direkt mit den Taliban anlegen, dann haben sie in Afghanistan nichts zu befürchten. Die Taliban hoffen, dass die NGOs zurück ins Land kommen.“

„Medien entscheiden sich immer direkt, auf welcher Seite sie stehen. Zum Beispiel sind die Taliban automatisch böse. Das stimmt, aber es gibt viel dazwischen.“

„Warum berichten fast keine Journalisten aus dem Land, in dem 20 Jahre die Nato stationiert war, bevor sie sich völlig unkoordiniert davonmachte.“

„Wir haben keine Lügenpresse sondern eine Lückenpresse. Es ist nicht toll als Journalist nach Afghanistan zu gehen. Im 5-Sterne-Hotel in Kabul kann man es aber aushalten. Dort beauftragen sie dann Einheimische, die für sie Fragen beantworten, mit Menschen sprechen und filmen.“

Genau aus diesem Grund ist es sicher am besten, Herrn Erös direkt sprechen zu hören. Und das ist möglich. StayIN hat Herrn Erös eingeladen, am 18. September in Hamburg einen Vortrag unter dem Titel „Quo Vadis Afghanistan“ zu halten. Wir sind sehr stolz darauf, ihn bei uns zu Gast zu haben, und hoffen auf viele Zuhörer. Unser Gast und sein Thema sind es wert.

Hier die Veranstaltungsdetails:

Ort:                  Mindspace Hamburg, Rödingsmarkt 9, 20459 Hamburg

Datum:            18.09.24 

Beginn:            18.30 Uhr

Originally posted 2024-08-20 03:52:31.