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Stadtplanung in Kabul

Von Sanam Ahmadi 

Sanam ist StayIN-Mitglied und arbeitet beruflich als Stadtplanerin in Hamburg. Ihr Text basiert sowohl auf ihrer beruflichen Erfahrung als Stadtplanerin als auch auf einem kürzlichen Besuch in Kabul.

Die Auswirkungen langjähriger kriegerischer Konflikte haben nicht nur die bauliche Struktur, sondern auch die technische und soziale Infrastruktur der historischen Stadt Kabul erheblich beeinträchtigt. Insbesondere zeichnet sich das Stadtbild Kabul aktuell als unsystematisch und chaotisch aus, da es sehr stark von jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt ist. Mehr als die Hälfte des Stadtgebiets sowie der Altstadt sind zerstört worden.

Städtebauliche Großprojekte stellen auch in weniger dramatischem Kontext in vieler Hinsicht eine Herausforderung dar, die mit der Bewältigung unterschiedlichster Aufgabenfelder verbunden ist. Dazu gehört unter anderem auch die Wiederbelebung der Innenstädte. Nicht nur, dass es die städtebaulichen, kulturellen, zeithistorisch-geprägten und funktionalen Besonderheiten vor Ort zu beachten gilt, moderner Städtebau ist auch immer auf die Kooperation der involvierten Akteure angewiesen. All diese Aspekte stellen wichtige Elemente der (neuen) Planungskultur dar.

Insbesondere die Bewohner:innen sind wichtige Akteur:innen, um Veränderungsprozesse in der Stadt voranzutreiben. Daher sollten Wege gefunden werden, sie gezielt und frühzeitig in die einzelnen planerischen Phasen einzubinden.

Diese umfassende Partizipation sicherzustellen ist in der derzeitigen politischen Situation in Kabul problematisch. Moderner Städtebau erfordert sowohl Diversität, Teilhabe und Inklusion wie auch finanzielle Mittel – dafür sind die Voraussetzungen in Afghanistan derzeit nicht gut. Wie Stadtplanung – zumindest im westlichen Sinne – in einer solchen Konstellation erfolgreich durchgeführt werden kann, ist somit eine offene Frage.

Originally posted 2024-03-16 14:35:43.